Chronik

Seit 100 Jahren sind die Andwiler und Arnegger Samariterinnen und Samariter zur Stelle, wenn Hilfe not tut. Der erste Kurs wurde von etwa 50 Mitgliedern besucht. Heute zählt der Verein 20 Mitglieder und hofft auf Nachwuchs.

In weissen Schürzen und hochgeschlossenen schwarzen Kleidern die Frauen, in dunkeln Anzügen und weissen Hemden die Männer: So präsentierten sich vor 100 Jahren die Andwiler-Arnegger Samariter. Heute sind sie modern und vor allem praktisch eingekleidet. So hat sich der Samariterverein zum 100. Geburtstag eine neue Einsatzjacke geschenkt. Geändert hat sich, vor allem äusserlich, vieles in den vergangenen 100 Jahren. Nicht aber der Wille, dort zu helfen, wo es nötig ist.

"Bequeme" Samariter
"Geleitet vom edlen Gedanken der christlichen Caritas" seien die Gründer des Samaritervereins gewesen, heisst es in einem der ersten schriftlichen Zeugnisse. Als weiteren Grund wird die "Bequemlichkeit" eifriger Samariter, die nicht immer nach Gossau pilgern wollten, angegeben. Ein dritter Grund war die Tatsache, dass es in der Region damals keinen Arzt gab. So kam es, dass in Andwil und Arnegg vor 100 Jahren die ersten Samariterinnen und Samariter ausgebildet wurden, "die befähigt sind, bei Unglücksfällen und plötzlichen Erkrankungen die erste, zweckmässige Hilfe auszuüben ", wie es damals schriftlich festgehalten wurde.

Über Grenzen hinweg helfen
Zweckmässige Hilfe leisten die Samariter heute noch. Das geht aus dem Jahresbericht der Präsidentin Esther Vogt hervor. Während den Postendiensten zum Beispiel. Im vergangenen Jahr waren die Andwiler und Arnegger Samariterinnen und Samariter an neun Anlässen während 232 Stunden im Einsatz und mussten zumeist nur kleinere Blessuren behandeln - "zum Glück gab es nie grössere Verletzungen", sagt Esther Vogt. Sie selbst ist seit zehn Jahren Vereinspräsidentin und seit 1995 alle Jahre wieder im Samariterzelt am St. Galler ObenAir anzutreffen. Normalerweise leisten die Andwiler-Arnegger Samariter nur in den beiden Dörfern Postendienste, aber, und da kommt der Wille zum Helfen ebenfalls zum Ausdruck: "Wenn uns jemand aus Nachbargemeinden anfragt, dann helfen wir gerne, wenn Not am Mann ist."

Übung macht den Meister
Dass erst richtig geholfen werden kann, wenn die richtigen Handgriffe sitzen, wussten schon die Gründer. Über den ersten Samariterkurs, von 50 Personen besucht, wurde unter anderem festgehalten: "Keiner der Kursteilnehmer wurde verschont, mochte er noch so mit "erbarmungswürdigen" Blicken darum flehen."

Regelmässige Kursbesuche gehören zum Samariter-Alltag. Monatlich wird eine Übung durchgeführt. Die Monatsübungen im Samariterverein, dem 20 Mitglieder angehören, werden durchschnittlich von etwas mehr als zehn Personen besucht. Esther Vogt windet nicht nur den Übungsteilnehmenden ein Kränzchen, sondern vor allem auch dem Klassenlehrer und tech. Leiter Markus Oettli. "Er ist mit Leib und Seele Samariter und ein Superlehrer."

Träume
Vorwärts blickend, weiss Esther Vogt, dass sich auch in Zukunft vieles ändern wird für den Samariterverein. Denn er könne je länger, je weniger Nothilfe-Kurse durchführen, da solche auch von Schulen und Fahrlehrern angeboten würden. "Wir müssen uns neu orientieren", stellt Esther Vogt fest. Eine Möglichkeit sieht sie darin, dass der Samariterverein zum Beispiel Firmen Auffrischungskurse anbietet.

Im Jubiläumsjahr haben die Präsidentin und der tech. Leiter einen Wunsch. Markus Oettli hat ihn in seinem Jahresbericht formuliert: "Ich träume von gross angelegten Übungen mit 30 Teilnehmern und mehreren tech. Leitern. Von überfüllten Nothelferkursen." Damit sich dieser Traum erfüllen kann, ist der Verein auf mehr Mitglieder angewiesen. Schnuppern bei den Samaritern ist übrigens jederzeit erlaubt:

Esther Vogt, Samariter-Präsidentin, Telefon 071 385 41 55

Text: Marianne Bargagna